Sonntag, 1. Mai 2016

Der Buddhismus brachte die Wende

In der letzten Woche wurden ein paar Anlässe genannt, was einige unserer Sangha-Mitglieder zum Buddhismus gebracht hat. Jeder hat seine eigene Geschichte, die meist nicht mit 2 Sätzen erzählt werden kann. Ein Freund von mir hat mir nun für diese Sie diesen Artikel zugeschickt, in dem kurz und präzise seine Geschichte beschrieben wird, was ihn aufgerüttelt hat und wie er den Buddhismus für sich und zur Arbeit an sich nutzen konnte.


Roman Krebs musste in seinem Leben mehrfach umziehen. Der Wechsel der Umgebung gehörte eigentlich seit den Kindertagen zu seinem Leben. Und vergleichbar unstet muss es auch für lange Zeit in seinem Inneren ausgesehen haben; früher. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der heute 46-Jährige auf ein Buch über den Buddhismus traf. Es habe ihn, sagt er rückblickend, und sein Leben von Grund auf verändert. „Ich bin ein neuer Mensch geworden.“ Das Buch, das war die Wende in dem von etlichen Schicksalsschlägen bestimmten Leben.

Regelmäßiges Meditieren

Einen ersten Einschnitt erfuhr er mit sechs Jahren. Die damals sechsköpfige Familie, die in Polen, in Pommern lebte, entschied, nach Deutschland umzusiedeln. Das war 1972. Als Roman Krebs 14 Jahre alt war, kam die 17-jährige Schwester bei einem Autounfall ums Leben. Die Familie hat den Tod nie verkraftet. „Wir haben nicht darüber gesprochen.“ Doch in ihm nagt das alles, er beginnt, sich für Mystisches zu interessieren. Und irgendwann ist die tote Schwester nicht mehr so präsent. Mädchen, Autos, dann die Bundeswehr, Ausbildungen und später eine eigene Familie werden wichtiger. Aber die Ehe geht in die Brüche, ebenso wie eine zweite. Gescheiterte Beziehungen, die Trennung von den inzwischen vier Kindern aus den zwei Ehen, das übersteigt seine Kräfte. „Ich war mehrmals in einem psychiatrischen Krankenhaus“, sagt er. Der Wille zum Leben verblasst. „Ich stand am Rande einer Klippe.“

Antworten auf die Rätsel, die sein Leben ihm aufgibt, sucht er in der Religion. Erst in einem Bibelkreis. „Aber Antwort auf die Frage: Warum lässt Gott das zu?, hab ich nicht bekommen“, erinnert sich der Bottroper, der heute als Vertriebs-Beauftragter einer Firma arbeitet, die Zeiterfassungs-Systeme herstellt.

Und in dieser Gemütslage stößt er auf das Buch „Ich, Gott, Buddha“ von Sangharakschita. Es ist der Gründer des buddhistischen Ordens „Triratna“, drei Juwelen. „In dem Buch wurde ich mit einer Wahrheit konfrontiert, die ich immer in mir getragen habe“, so erklärt er sich die große Wirkung, die es auf ihn ausübt. Es vermittelt ihm die Einsicht, dass „es im weltlichen Sinn keine absolute Wahrheit gibt“, dass die eigene Wahrnehmung nicht die einzig Richtige ist.

Aber nicht nur diese Erkenntnis verändert ihn. Auch das regelmäßige Meditieren. „Es macht den Geist klar“, sagt er. Und nebenbei mache es ruhiger, achtsamer sich selbst gegenüber und achtsamer im Umgang mit anderen Menschen.

Auch im Umgang mit seinen früheren Ehefrauen. „Ich habe sie betrogen“, räumt er ohne Umschweife ein. Wohl, weil er sie nicht achtete. Es gab Alkoholprobleme, Gewaltbereitschaft. Aber das überhaupt zu erkennen, das hat ihm erst der Buddhismus ermöglicht.

Und nicht nur er bemerkt die Veränderung. „Mein Kollege hat mir mal gesagt: Ich find es toll, um wie viel menschlicher du geworden bist.“ Er habe sich dabei gefragt: Was muss ich für ein mieser Typ gewesen sein. Heute lebt er mit seiner Partnerin zusammen, ihren beiden Töchtern und seinem 18-jährigen Sohn. Und jetzt, sagt er, sei das Wort Treue in der Beziehung endlich kein Fremdwort mehr.

Das einstmals Unstete in seinem Leben rückt, wenn Roman Krebs darüber spricht, weit weg – ganz so, als gehöre es tatsächlich in ein anderes Leben.

Angelika Wölk

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