Wir haben nun einiges über das Leben des Buddha und seine
Erleuchtungserfahrung gelernt. Aber was bedeutet das alles für uns? Ohne die
vier Ansichten (Alter, Krankheit, Tod, Asket) hätte sich Siddharta niemals auf
die Suche nach Erleuchtung gemacht. Und ohne die Erleuchtung des Buddha und seine
Belehrungen wüssten wir nicht, wie der Weg zur Erleuchtung aussieht. Aber wie
können wir das alles noch mehr auf unser Leben beziehen?
Wenn ich mich bei mir im Sangha umhöre, so haben die meisten
ihre persönlichen Ansichten gehabt: Ereignisse, bei denen ihnen klar geworden
ist, dass ihr Leben und ihr Streben leer sind; dass es nichts gibt, was sie
nachhaltig glücklich macht; dass alles im Leben vergänglich ist und nichts
Bestand hat. Da war einer, der noch in jungen Jahren eine schwere Krebserkrankung
hatte und dem es auch psychisch dadurch sehr schlecht ging. Er fuhr, überredet
von einem Bekannten, mit auf ein Retreat und fühlte sich plötzlich ganz frei
und leicht. Für den Krebs brauchte er natürlich trotzdem medizinische Hilfe,
aber psychisch waren für ihn die Meditation und der Austausch mit den anderen
Sangha-Mitgliedern ein Zugang zu Gelassenheit und Glück. Schwere Krankheiten
sind tatsächlich bei einigen Sangha-Mitgliedern der Startpunkt der Suche. Es
kann jedoch auch ein schwerer Unfall sein, nach dem plötzlich das ganze Leben
in Scherben liegt, wie bei einem weiteren Sangha-Mitglied. Oder der Verlust
eines lieben Angehörigen. So verlor ein Sangha-Mitglied ihren Ehemann in jungen
Jahren, ein anderes ihre Tochter. Für manche ist aufgrund von Alkohol- oder
Drogenmissbrauchs das ganze Leben auseinandergebrochen.
Doch es muss nicht immer ein einschneidendes Erlebnis sein, das
jemanden Zuflucht nehmen lässt. Ein anderes Mitglied in meinem Sangha hatte extrem
viel Energie auf ihren Beruf verwendet und eine beeindruckende Karriere gemacht,
bis ihr nach und nach klar wurde, dass sie dadurch niemals wirklich und
dauerhaft Befriedigung empfinden kann. Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen,
dass wir uns in der sogenannten „hedonischen Tretmühle“ befinden: Wir tun
etwas, das uns Freude bringt, beispielsweise kaufen wir neue Kleidung oder ein
neues Auto, wir unternehmen eine tolle Reise oder werden im Job befördert.
Vielleicht gewinnen wir sogar eine Million im Lotto. Zunächst sind wir euphorisch,
doch die Freude hält nicht lange an. Über kurz oder lang kehren wir auf unseren
anfänglichen „Glücks-Level“ zurück. Umgekehrt verhält es sich mit negativen
Ereignissen wie einem schweren Unfall oder dem Verlust eines Angehörigen
genauso. Nach einem Tief, das je nach Schwere des Ereignisses kürzer oder
länger andauert, kehren wir auf unser ursprüngliches Niveau zurück. Letzteres
ist in gewissem Sinne eine gute Nachricht, aber dennoch ist es so, dass wir
tiefe Erfüllung und Zufriedenheit nicht im Außen finden können.
So haben sich auch die hier vorgestellten Menschen ähnlich Siddharta
auf die Suche gemacht. Häufig haben sie Verschiedenes ausprobiert, sei es durch
eine neue Arbeit, neue Freunde, neue Hobbies, Reisen, spirituelle
Gemeinschaften. Manche haben auch sehr schnell den Weg zum Buddhismus gefunden.
Allen gemeinsam ist jedoch die Einsicht, dass man dauerhaften Frieden mit sich
und der Welt und dauerhaftes Glück nur im Innen finden kann. Indem man seinen
Geist trainiert, durch Meditation und Achtsamkeit. Das bedeutet aber nicht,
dass nun plötzlich alles klappt wie am Schnürchen und man direkt auf dem Weg
zur Erleuchtung ist. Es geht oft zwei Schritte vor und einen zurück (oder
manchmal vielleicht sogar nur einen vor und zwei zurück). Der Rückfall in alte
Gewohnheiten geht oft sehr schnell. Doch auch für Siddharta ging der Weg nicht
geradeaus. Er hat vieles ausprobiert – vom vollkommenen Wohlstand bis zur
extremen Askese. Und selbst als er für sich den Weg gefunden hatte – nämlich zu
sitzen und zu meditieren, bis er Erleuchtung findet – sah er sich mit
Schwierigkeiten in Form von Maras Versuchungen konfrontiert. Doch ließ er sich
nicht beirren und ging den Weg weiter. Und so ist er ein Vorbild, dem wir als
Suchende folgen können. Dabei muss aber jeder seinen eigenen Weg finden. Dabei
hilft jedoch sehr der Austausch mit anderen, die auf dem gleichen Weg sind –
Sangha also!
Ein Beitrag von Katha.
Ein Beitrag von Katha.
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