Im letzten Beitrag ging es um den historischen Buddha. Die
reinen Fakten seines Lebens sind allerdings nur eine Seite, die symbolträchtige
Mythologie spielt im Buddhismus jedoch eine noch größere Rolle. Bei vielen
Erzählungen um den Buddha kann nicht immer strikt getrennt werden, was den
historischen Fakten entspricht und was nicht. Aber das spielt auch keine große
Rolle, weil das eigentliche Ziel die Vermittlung der Lehre ist und diese wird
häufig sehr märchenhaft, aber immer mit einem lehrreichen realen Bezug,
dargestellt. Das ganze Leben des Buddha ist mit Ereignissen und Lehrreden
natürlich zu umfangreich, um es hier zu berichten. An dieser Stelle möchte ich
Ihnen nur ein paar markante Ereignisse vor seiner Erleuchtung und nächste Woche
nach seiner Erleuchtung berichten:
Als der Siddharta erkannt hatte, dass ihn Askese nicht
weiterbringt, er sich von seinen Anhängern getrennt hatte und nun ganz alleine
war, erinnerte er sich an eine mystische Erfahrung als Kind: Während einer
Pflügungszeremonie seines Vaters war er im Schatten eines Rosenapfelbaums
spontan in einen meditativen Zustand geglitten und befand sich in einem
überbewussten Zustand (ein sogenanntes dhyana, nach dem sich übrigens auch ein
bisschen der Retreatbericht anhört), dass er nichts mehr um sich herum mitbekam
und immer noch in diesem Zustand war, als alle nachhause gingen. Es heißt, dass
sich während seiner Versenkung der Schatten des Baums von Mittag bis Abend
nicht weiterbewegt habe, dass die Sonne stehengeblieben sei. Für den kleinen
Siddhartha hatte an jenem Nachmittag die Zeit still gestanden. Als er sich nun
als Erwachsener an diesen Zustand erinnerte, in dem er seinem Ziel näher
gewesen war als während seiner bisherigen Suche, kam die Frage auf, ob
Meditation der Weg zur Erleuchtung sein könnte. Und so setzte er sich
entschlossen mit folgenden Worten unter einen Baum: Mein Fleisch möge welken
und mein Blut vertrocknen, doch ich werde diesen Sitz nicht eher verlassen, bis
ich Erleuchtung erlangt habe!
Während Siddharta dort saß und meditierte, begegnete er
Mara, dem Bösen, was so ziemlich alles darstellt, was zwischen uns und der
Wahrheit steht. Mara steht für die Unwissenheit und Unkenntnis, die allem
zugrunde liegt. Als Mara sah, wie entschlossen Siddharta war, bekam er es mit
der Angst zu tun. Und so schickte er Dämonen, die gerne bildlich abgrundtief
häßlich, ekelerregend und gefährlich mit fletschenden Zähnen dargestellt
werden, um gegen Siddharta zu kämpfen. Die Dämonen stehen für Zorn,
Widerwillen, Abneigung. Natürlich hatten diese Dämonen Waffen und schossen ihre
Pfeile auf Siddharta. Doch sobald sich die Pfeile Siddharta näherten,
verwandelten sie sich in Blumen und fielen vor ihm zu Boden. Entsetzt über
diese Niederlage schickte Mara nun seine 3 schönen Töchter (die für Gier und
Verlangen stehen) um ihn zu verführen. Doch Siddharta öffnete nicht einmal die
Augen und so zogen auch sie enttäuscht wieder ab. Nun kam Mara selbst zum
Buddha und konfrontierte ihn, mit welchem Recht er da säße. Siddartha
antwortete, dass er aufgrund seiner Übungen in diesem und der vorangegangenen
Leben zu Recht hier sitze. Mara provozierte ihn, ob es dazu Zeugen gäbe. Darauf
berührte Siddharta die Erde und die Erdgöttin stieg auf und bezeugte, dass
Siddharta würdig sei, den Sitz der Buddhas einzunehmen. Somit hatte Siddharta
die 3 Geistesgift Gier (Töchter), Hass (Dämonen) und Verblendung (Mara)
überwunden.
Während einer Vollmondnacht im Mai sah er schließlich alle
seine vorherigen Leben und die aller anderen Lebewesen, er erkannte, wie alles
miteinander verbunden war, er verstand den Kreislauf des Lebens und wie bestimmte
Bedingungen zu bestimmten Folgen führen. In jener Nacht erlangte er endlich die
vollkommene Erleuchtung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen