Sonntag, 21. August 2016

Medmob am Essener Hauptbahnhof

Mit Meditation verbinden wir häufig innere Ruhe und einen ruhigen ungestörten Ort. Es geht aber auch anders. Am 1. Juli fand ein Medmob im Essener Hauptbahnhof statt. 2014 hatte ich schon mal an einer spannenden öffentlichen Meditationsveranstaltung teilgenommen: am Limbecker Platz, dem größten Einkaufszentrum in Essen, am letzten Samstag vor Weihnachten. Damals wurden wir fast vom Security rausgeschmissen. Es war spannend, was sich da im Geist alles abspielte. Neugier, Ärger, Frust, Freude, Unruhe und dennoch war es immer wieder möglich zur Ruhe zu kommen.

Dieses Event fand dagegen in Kooperation unseres buddhistischen Zentrums Triratna mit der Deutschen Bahn statt. Uns wurde ein Teppich ausgerollt und wir hatten 2 Stunden für Qi-Gong und Meditation, jeder der vorbei kam, konnte mitmachen. Qi-Gong wurde von Elisabeth Kress, einer erfahrenen Lehrerin angeleitet, Jnanacandra leitete sanft durch die Meditation.

Für mich war es ein Ausflug von der Arbeit, gemeinsam mit einem Kollegen und 6 Patienten aus meiner Meditationsgruppe. Wir setzten uns zur ersten Meditation hin und zunächst schien es unmöglich bei dem Lärm zur Ruhe zu kommen. Der WDR war hinter uns, filmte und interviewte, von allen Seiten bekam ich Blitze mit, Passanten machten laute Bemerkungen, vor mir die Rolltreppe, sodass wir auch von oben von neugierigen Reisenden beobachtet wurden, und der übliche Lärm in einer Bahnhofseingangshalle ist nun auch nicht gerade zu unterschätzen. Gelegentlich schaute ich nach, ob bei meinen Jungs auch alles OK ist, aber dann tauchte ich doch ab, der Tumult um mich herum störte nicht mehr und ich verlor jegliches Gefühl für Raum und Zeit. Erst als eine Durchsage ertönte "Achtung, eine Durchsage für Gleis 1..." musste ich etwas schmunzeln, ich hatte ganz vergessen, wo ich bin.

Bei der zweiten Meditationsrunde machten nur noch 2 Patienten mit. Sie kamen mit auf den Boden, setzten sich auf Kissen und konnten nun auch die Meditation in dieser etwas unpassend wirkenden Umgebung genießen. Ich spürte die Ruhe, die die beiden neben mir ausstrahlten und so hatte ich nicht mal den Drang, mich zu vergewissern, dass alles OK ist. Ich freute mich auf die erneute Möglichkeit an diesem etwas ungewöhnlichen Ort gemeinsam mit meinem Sangha und vielen Neuen zu meditieren. Nach den ersten entspannten Atemzügen machte sich wieder eine Zufriedenheit in mir breit, Dankbarkeit, an diesem Event teilnehmen zu können und schon ertappte ich mich bei dem Gedanken "schade, dass es gleich schon vorbei ist". Aber musste auch hier wieder direkt innerlich schmunzeln, schließlich hatte ich noch 30 Minuten vor mir, die wollte ich nicht mit Wehmut verschwenden. Und so kehrte ich zu meiner zufriedenen Haltung zurück und konnte in eine zweite tiefe Meditation versinken.

Solche Events machen mir immer wieder deutlich, dass Meditation überall möglich ist. Passanten schauen natürlich erstmal etwas erstaunt, viele fühlen sich aber auch zu dieser Ruhe hingezogen. Ich meditiere mittlerweile im Wald, im Flugzeug oder wenn ich irgendwo im Wartezimmer sitze. Letztens hatte ich eine lange Autofahrt vor mir und war sehr enttäuscht über ein vorangegangenes Ereignis, sodass ich merkte, dass ich mich erstmal erden musste. Ich hätte natürlich im Auto meditieren können, aber da ich ein Kissen dabei hatte und das Wetter schön war, hielt ich an einem ruhigen Parkplatz an und setzte mich an den Rand eines Gehwegs. Natürlich musste gerade währenddessen ein Mann mit seinem Hund da spazieren gehen, aber beide gingen einfach nur ruhig, ohne seltsame Blicke vorbei, als sei es das Normalste der Welt.

Ein Bericht von Christiane.

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