Mit Meditation verbinden wir häufig innere Ruhe und einen ruhigen
ungestörten Ort. Es geht aber auch anders. Am 1. Juli fand ein Medmob im
Essener Hauptbahnhof statt. 2014 hatte ich schon mal an einer
spannenden öffentlichen Meditationsveranstaltung teilgenommen: am
Limbecker Platz, dem größten Einkaufszentrum in Essen, am letzten
Samstag vor Weihnachten. Damals wurden wir fast vom Security
rausgeschmissen. Es war spannend, was sich da im Geist alles abspielte.
Neugier, Ärger, Frust, Freude, Unruhe und dennoch war es immer wieder
möglich zur Ruhe zu kommen.
Dieses Event fand dagegen in Kooperation
unseres buddhistischen Zentrums Triratna mit der Deutschen Bahn statt.
Uns wurde ein Teppich ausgerollt und wir hatten 2 Stunden für Qi-Gong
und Meditation, jeder der vorbei kam, konnte mitmachen. Qi-Gong wurde
von Elisabeth Kress, einer erfahrenen Lehrerin angeleitet, Jnanacandra
leitete sanft durch die Meditation.
Für mich war es ein Ausflug von
der Arbeit, gemeinsam mit einem Kollegen und 6 Patienten aus meiner
Meditationsgruppe. Wir setzten uns zur ersten Meditation hin und
zunächst schien es unmöglich bei dem Lärm zur Ruhe zu kommen. Der WDR
war hinter uns, filmte und interviewte, von allen Seiten bekam ich
Blitze mit, Passanten machten laute Bemerkungen, vor mir die Rolltreppe,
sodass wir auch von oben von neugierigen Reisenden beobachtet wurden,
und der übliche Lärm in einer Bahnhofseingangshalle ist nun auch nicht
gerade zu unterschätzen. Gelegentlich schaute ich nach, ob bei meinen
Jungs auch alles OK ist, aber dann tauchte ich doch ab, der Tumult um
mich herum störte nicht mehr und ich verlor jegliches Gefühl für Raum
und Zeit. Erst als eine Durchsage ertönte "Achtung, eine Durchsage für
Gleis 1..." musste ich etwas schmunzeln, ich hatte ganz vergessen, wo
ich bin.
Bei der zweiten Meditationsrunde machten nur noch 2
Patienten mit. Sie kamen mit auf den Boden, setzten sich auf Kissen und
konnten nun auch die Meditation in dieser etwas unpassend wirkenden
Umgebung genießen. Ich spürte die Ruhe, die die beiden neben mir
ausstrahlten und so hatte ich nicht mal den Drang, mich zu vergewissern,
dass alles OK ist. Ich freute mich auf die erneute Möglichkeit an
diesem etwas ungewöhnlichen Ort gemeinsam mit meinem Sangha und vielen
Neuen zu meditieren. Nach den ersten entspannten Atemzügen machte sich
wieder eine Zufriedenheit in mir breit, Dankbarkeit, an diesem Event
teilnehmen zu können und schon ertappte ich mich bei dem Gedanken
"schade, dass es gleich schon vorbei ist". Aber musste auch hier wieder
direkt innerlich schmunzeln, schließlich hatte ich noch 30 Minuten vor
mir, die wollte ich nicht mit Wehmut verschwenden. Und so kehrte ich zu
meiner zufriedenen Haltung zurück und konnte in eine zweite tiefe
Meditation versinken.
Solche Events machen mir immer wieder
deutlich, dass Meditation überall möglich ist. Passanten schauen
natürlich erstmal etwas erstaunt, viele fühlen sich aber auch zu dieser
Ruhe hingezogen. Ich meditiere mittlerweile im Wald, im Flugzeug oder
wenn ich irgendwo im Wartezimmer sitze. Letztens hatte ich eine lange
Autofahrt vor mir und war sehr enttäuscht über ein vorangegangenes
Ereignis, sodass ich merkte, dass ich mich erstmal erden musste. Ich
hätte natürlich im Auto meditieren können, aber da ich ein Kissen dabei
hatte und das Wetter schön war, hielt ich an einem ruhigen Parkplatz an
und setzte mich an den Rand eines Gehwegs. Natürlich musste gerade
währenddessen ein Mann mit seinem Hund da spazieren gehen, aber beide
gingen einfach nur ruhig, ohne seltsame Blicke vorbei, als sei es das
Normalste der Welt.
Ein Bericht von Christiane.
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