Im Buddhismus wird neben dem Buddha und der Lehre (Dharma)
die Gemeinschaft (Sangha) als wesentlich gesehen. Diese drei Aspekte nennt man
im Buddhismus die Drei Juwelen. Über den Buddha haben wir schon ein wenig
berichtet. Heute schauen wir uns den Sangha etwas genauer an. Der Sangha ist
die Gemeinschaft derer, die dem Buddha folgen. Wie das praktisch aussehen kann,
lässt sich anhand des letzten Retreats wunderbar darstellen.
Auf dem Retreat waren einige Menschen, die ich schon kannte,
aber die meisten hatte ich noch nie getroffen. Trotzdem hat schon allein die
Tatsache, dass wir gemeinsam auf einem Weg sind, etwas Verbindendes. Aber es
geht noch viel weiter. Christiane hat im letzten Beitrag von verschiedenen
Übungen berichtet, in denen wir unsere Verletzlichkeit zeigen konnten. Ich habe
in diesen Übungen den anderen Retreatteilnehmern Dinge erzählt, die ich
wirklich nur ganz wenigen und sehr vertrauten Menschen erzähle. Teilweise sind
es Dinge, über die ich nicht gern rede, weil sie bei anderen Menschen auf
blankes Unverständnis stoßen, bei denen ich das Gefühl habe, ich muss mich
rechtfertigen oder viel erklären. Solche Themen sind beispielsweise mein
schwerer Unfall vor vielen Jahren oder ein Selbstmord in der Familie. Ich fühle
mich dann oft ausgefragt, aus purer Neugierde, unsensibel behandelt.
Beim
Retreat war das anders. Dort konnte ich diese Dinge erzählen, hatte das Gefühl,
die anderen hören mir zu, lassen mich erzählen, was ich erzählen möchte, fragen
mich nicht aus. Das Erzählte ist gut aufgehoben. Ich erfahre Mitgefühl und
Liebe. Es tut gut, wenn ich von anderen Retreatteilnehmern höre, dass es ihnen
ähnlich geht, dass ich mit meinem Problem nicht alleine bin. Das ist für mich
Sangha. Eine Gemeinschaft, in der alle sie selbst sein können, sich mit
uneigennütziger Liebe und Offenheit begegnen und sich unterstützen auf dem
gemeinsamen Weg.
Das ist ein Aspekt von Sangha. Es gibt noch mehr. Im Karanya
Metta Sutta, einem Text aus dem buddhistischen Pali-Kanon, steht sinngemäß
unter anderem folgendes: Manchmal ist es schwierig zu wissen, was für einen in
der eigenen Praxis förderlich sein kann. Was für den einen gut sein mag, ist es
vielleicht für den anderen nicht, und was zu einem Zeitpunkt hilfreich ist,
bringt einen vielleicht an einem anderen Zeitpunkt nicht weiter. Daher
empfiehlt es sich, Menschen mit mehr Erfahrung um Hilfe zu bitten – und diese
Menschen sind im Sangha zu finden. Und das hat nichts mit Bevormundung zu tun,
wie es vielleicht im ersten Moment klingen mag. Im Gegenteil, es kann ein sehr
schönes Gefühl sein, sich einfach anvertrauen zu können und zu wissen, dass der
andere aus Metta handelt.
Auch das durfte ich auf dem Retreat erfahren. Ich wandte
mich mit einem Anliegen an die beiden Retreatleiterinnen, das mir sehr am
Herzen lag: ein längeres Retreat. Als ich von meinem Anliegen berichtete,
fühlte ich mich gehört und verstanden. Was ich aber wirklich genoss, das war
die Tatsache, mich einfach gut aufgehoben zu fühlen, mich anvertrauen zu können
und letzten Endes auch ein Wenig Verantwortung abgeben zu können. In meinem Job
trage ich viel Verantwortung, muss häufig Entscheidungen treffen, werde von
vielen anderen um Rat gefragt und wenn ich selbst um Rat nachsuche, bin ich mir
oft über die Motivation der Person, die ich um Rat gefragt habe, im Unklaren.
Geht es ihr tatsächlich um mein Wohlergehen? Oder (was im Job ja auch durchaus
legitim ist) eher um die Firma und deren Fortkommen? Diese Mischung aus viel
Verantwortung und wenig Gelegenheit, mich anzuvertrauen, empfinde ich schon
manchmal als belastend.
Ganz anders war es nun auf dem Retreat: Ich wusste, ich
konnte mich anvertrauen. Ich konnte mich leiten lassen, ein wenig Verantwortung
abgeben. Ich wusste, die Retreatleiterinnen würden mir nichts aus eigennützigen
Motiven etwas raten. Sie würden aus Metta handeln, aus einem wirklichen und von
Herzen kommenden Interesse an meinem Wohlergehen. Ich fühlte mich einfach gut
aufgehoben. Auch das ist Sangha für mich.
Ein Bericht von Katha.
Ein Bericht von Katha.
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