In der letzten Woche haben wir einen Überblick über die Vier
Edlen Wahrheiten gegeben, die wir uns in den kommenden Wochen im Detail
anschauen wollen. Wie Christiane bereits schrieb, kann es sehr schmerzhaft
sein, diese Wahrheiten anzunehmen und ihnen ins Auge zu schauen. Daher werden
wir zwischen den Ausführungen zu den Vier Edlen Wahrheiten immer kleine
Einheiten einfügen, in denen wir Übungen zum Kultivieren positiver Geisteshaltungen
ganz allgemein oder zum Kultivieren von Metta (Liebender Güte) im Besonderen
vorstellen. Alle Übungen sollen einfach und im Alltag anwendbar sein.
Dankbarkeit ist eine positive Emotion, die man aktiv verstärken
kann und die dazu beiträgt, dass wir insgesamt mehr positive Emotionen
empfinden. Das weiß nicht nur der Buddhismus seit über 2.500 Jahren, das belegen
auch zahlreiche wissenschaftliche Studien. Man kann Dankbarkeit mit verschiedenen
Übungen kultivieren, und heute stellen wir eine vor, die man ganz einfach und ohne
Aufwand mehrmals täglich machen kann: die Dankbarkeit für eine Mahlzeit. In
Plum Village, dem Kloster des Zen-Meisters Thich Nhat Hanh, wird diese Übung von
Mönchen und Nonnen sowie von Besuchern tatsächlich vor jeder Mahlzeit
durchgeführt. Wie funktioniert sie?
Wenn das Essen vor uns auf dem Tisch steht, schließen wir
kurz die Augen und überlegen uns, wer alles dazu beigetragen hat, dass wir nun
diese Mahlzeit zu uns nehmen können. Bei mir gab es heute zu Mittag Pasta in
einer Pfifferling-Tomaten-Sahne-Soße. Also habe ich zunächst den Menschen
gedankt, welche das Getreide für die Pasta und für die Hafer-Cuisine
(Sahne-Ersatz) sowie die Pilze und die Tomaten angebaut und geerntet haben; Sonne,
Regen, Erde und Wind, die alles haben wachsen lassen; den LKW-Fahrern, die alle
Lebensmittel vom Bauernhof zur Weiterverarbeitung und dann in den Supermarkt
gefahren haben; den Angestellten im Supermarkt, welche die Ladung ausräumen,
lagern, in die Regale räumen; die im Supermarkt kassieren. Aber es geht noch
viel weiter. Da sind die Menschen, welche die Rezepte für die Pasta entwickelt,
die Verpackungen hergestellt und designt haben; die, welche die Materialien für
die Verpackungen hergestellt haben, beispielsweise die Pappe für die
Pasta-Verpackung; die Menschen, welche die Rohstoffe für die Verpackungen
abgebaut und hergestellt haben; die Menschen, welche Düngemittel für die
Landwirtschaft entwickeln, herstellen und verkaufen; die Hersteller der
landwirtschaftlichen Maschinen, usw. Man kann beliebig weit zurückgehen und am
Ende komme ich meist zu dem Schluss, dass irgendwie die ganze Welt daran
beteiligt war, dass ich nun dieses leckere Essen auf dem Teller habe, und dass
ich der ganzen Welt dafür dankbar sein kann.
Wann immer ich diese Übung mache, stelle ich fest, dass ich
meine Mahlzeit mit einem Lächeln beginne. Und nicht nur das. Ich genieße sie
vom ersten bis zum letzten Bissen und bin viel mehr bei der Sache als wenn ich
die Übung vorab nicht mache.
Ein Beitrag von Katha.
Ein Beitrag von Katha.
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