Samstag, 3. September 2016

Die Vier Edlen Wahrheiten

Der Buddha sagte einmal "es gibt nur Eines, was ich lehre: dass es Leid gibt, und wie man dessen Ende erreichen kann". Vielleicht erinnern Sie sich noch an die 4 Ausfahrten des Siddhārta, als er mit den Schattenseiten des Daseins konfrontiert wurde. Bei seinem ersten Ausflug aus dem Palast sah er einen kranken Menschen und erkannte, dass auch er und alle anderen Menschen krank werden. Bei seiner zweiten Ausfahrt sah er einen alten Menschen und erkannte, dass auch er und alle anderen Menschen alt werden. Bei seiner dritten Ausfahrt sah er einen toten Menschen und erkannte, dass auch er, sein Sohn und alle anderen irgendwann sterben werden. Siddhārta war entsetzt: "Weh über die Geburt, wenn mit dem Geborenwerden zugleich auch Alter, Krankheit und Tod verbunden sind".

Er hatte während der ersten 3 Ausfahrten erkannt, dass Leid unausweichlich ist, dass es keinen Sinn macht, die Augen davor zu verschließen und er in seinem prunkvollen Palast mit dem luxeriösen Leben lediglich von den unangenehmen Wahrheiten abgelenkt wurde. Bei der vierten Ausfahrt sah er einen Asketen, der auf der spirituellen Suche war. Dieser Asket strahlte eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die Siddhārta beeindruckte und er erkannte, dass er einen Weg aus dem Leid finden wollte. Das führte letztendlich dazu, dass er den Palast verließ und sich in die Hauslosigkeit begab, um sich und alle andere aus dem Leid zu befreien.

Als er das Problem des Leidens untersuchte, tat er das auf der Grundlage der klassischen indischen Medizin. Die Krankheit wird zuerst diagnostiziert, d.h., das Problem wird zunächst erkannt. Anschließend wird die Ursache eruiert, es wird ein Ziel überlegt und schließlich eine Medizin verschrieben. So kam er letztendlich zu den Vier Edlen Wahrheiten:

1. Wahrheit: Es gibt Leiden (dukkha). Wir alle kennen Schmerz, sowohl psychischen als auch physischen. Bei dieser Wahrheit geht es darum, dieses Leiden, diesen Schmerz zu erkennen, anzuerkennen, anzunehmen und sich nicht von ihm abzuwenden. Auch wenn wir uns von dem Leiden ablenken, es ist da und bleibt da. Pema Chödron sagte einmal "nothing ever goes away, until it teaches us what we need to know": nichts wird vergehen, bis es uns gelehrt hat, was wir wissen müssen.

2. Wahrheit: Es gibt eine Ursache des Leidens. Diese Ursache ist in Verlangen und Ablehnung zu sehen. Wir wollen das tollste Auto, einen tollen Job, Anerkennung, Geld und wir wollen immer mehr davon. Es gibt keine Obergrenze, das Ziel ist nie endgültig erreicht. Angetrieben von diesem Begehren kommt es zwangsläufig zu Ablehnung und Abneigung, wenn unsere Wünsche nicht erfüllt sind.

3. Wahrheit: Es gibt ein Ende des Leidens. Je mehr wir unser Verlangen, unser Begehren loslassen, desto mehr wird automatisch auch die Unzufriedenheit abnehmen. Erst wenn wir Begehren vollständig abgelegt haben, sind wir frei. Die vollständige Befreiung stellt schließlich die Erleuchtung dar.

4. Wahrheit: Es gibt einen Weg, der vom Leiden wegführt, z.B. der edle achtfältige Pfad, der edle dreifältige Pfad, der Spiralpfad. Auch hierzu wird es noch gesonderte Beiträge geben.
In den nächsten Wochen werden wir uns etwas intensiver mit diesen 4 Wahrheiten, der Grundlage des Buddhismus beschäftigen. Die Wahrheit anzunehmen und dem Leiden in die Augen zu schauen, kann erstmal sehr schmerzhaft sein. Um das Leben und sich selber mit den jeweiligen Schattenseiten annehmen zu können, hilft es mal wieder, die Metta Bhavana zu üben. Wir werden daher auch immer wieder zwischendurch Anregungen geben, wie Sie liebevoll mit sich selber und anderen umgehen können.

Ein Beitrag von Christiane.

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