Sonntag, 25. September 2016

Übung: Umgang mit Impulsen

Letzte Woche haben wir uns die erste Edle Wahrheit etwas genauer angeschaut, die besagt, dass es Leiden gibt und wir alle leiden. Christiane berichtete von einem eigenen Erlebnis, in dem sie sich aus Wut und Enttäuschung ins Chaos stürzte. Sie erzählte auch, wie sie sich wieder gefangen hat und es ihr gelang, dem Schmerz mit Metta zu begegnen. Das ist meist alles andere als leicht, daher wollen wir einige Hilfen an die Hand geben, wie das gehen kann.

Wie Christiane bereits geschrieben hat, geht es im Kern darum, nicht dem Impuls nachzugeben und in irgendwelche Aktionen zu verfallen, die einen vermeintlich aus der Situation bringen. Vielmehr sollten wir uns den Schmerz anschauen. Aber gerade wenn wir wütend sind, kann das besonders schwierig sein. Dann haben wir vielleicht zu viel Energie in uns, um uns einfach hinzusetzen und uns das Gefühl genauer anzuschauen. Was mir persönlich immer hilft, wenn ich sehr aufgewühlt bin, das ist, mir die Emotion in Bewegung anzuschauen und mich zu erden. 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten dazu. Man kann entweder einfach zu einem Spaziergang aufbrechen und dabei das Tempo gehen, das sich gerade richtig anfühlt. Wichtig ist dabei nur, sich nicht abzulenken und in sich hineinzufühlen. Man kann so vorgehen, wie wir es beim Achtsamen Spaziergang beschrieben haben: anfangs spüren, wie sich Arme und Beine bewegen und wie sich die Muskeln anspannen und entspannen und dann mit der Aufmerksamkeit zu den Fußsohlen gehen. Und dann schaut man sich das Gefühl an, das in einem ist. In einem Zustand der Wut spinnt unser Geist oft sehr wilde Geschichten und steigert sich in diese Wut hinein. Ich habe in solchen Zuständen schon in Gedanken meinem Chef die Kündigung auf den Tisch gehauen oder Freundinnen die Freundschaft gekündigt. Wenn es mir gelingt, in solchen Situationen einen Schritt zurückzutreten und mir diese Geschichten und ihre Absurdität anzuschauen, dann muss ich oft schon wieder schmunzeln. Gleichzeitig wird mir aber auch bewusst, wie viel Energie Wut in sich hat.

Um sich noch besser zu erden, kann man auch die Schuhe ausziehen und barfuß gehen. Besonders schön ist es, wenn man beispielsweise in einem Park oder Garten ist und tatsächlich Gras unter den Füßen spüren kann, aber man kann es auch überall anders machen – vielleicht nicht ausgerechnet da, wo man Glasscherben oder ähnliches auf dem Boden vermuten darf. Aber ich bin auch schon von der Bushaltestelle barfuß durch mein Wohngebiet nach Hause gegangen. Selbst zu Hause kann man achtsam gehen, jede Berührung der Fußsohle mit dem Boden spüren, die Beschaffenheit des Bodens, die Berührungspunkte, den Druck und die Entlastung, wie anders jeder Schritt ist. Oft werde ich dann beim Gehen ganz von selbst langsamer. Wenn ich dann fast schon in Zeitlupe gehe, bemerke ich das Abschweifen meiner Gedanken oft daran, dass ich aus dem Gleichgewicht gerate. Komme ich mit meinen Gedanken dann zurück, gehe ich wieder ganz gleichmäßig und rund.

Es gibt unendlich viele Spielarten dieser Art der Gehmeditation. Was für einen gut funktioniert, ist von Person zu Person verschieden, aber kann sich auch je nach Situation unterscheiden. Am besten man probiert es einfach einmal aus. 

Ein Beitrag von Katha.

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