Letzte Woche haben wir uns die erste Edle Wahrheit etwas
genauer angeschaut, die besagt, dass es Leiden gibt und wir alle leiden.
Christiane berichtete von einem eigenen Erlebnis, in dem sie sich aus Wut und
Enttäuschung ins Chaos stürzte. Sie erzählte auch, wie sie sich wieder gefangen
hat und es ihr gelang, dem Schmerz mit Metta zu begegnen. Das ist meist alles
andere als leicht, daher wollen wir einige Hilfen an die Hand geben, wie das
gehen kann.
Wie Christiane bereits geschrieben hat, geht es im Kern
darum, nicht dem Impuls nachzugeben und in irgendwelche Aktionen zu verfallen,
die einen vermeintlich aus der Situation bringen. Vielmehr sollten wir uns den
Schmerz anschauen. Aber gerade wenn wir wütend sind, kann das besonders
schwierig sein. Dann haben wir vielleicht zu viel Energie in uns, um uns
einfach hinzusetzen und uns das Gefühl genauer anzuschauen. Was mir persönlich
immer hilft, wenn ich sehr aufgewühlt bin, das ist, mir die Emotion in Bewegung
anzuschauen und mich zu erden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten dazu. Man kann entweder
einfach zu einem Spaziergang aufbrechen und dabei das Tempo gehen, das sich
gerade richtig anfühlt. Wichtig ist dabei nur, sich nicht abzulenken und in
sich hineinzufühlen. Man kann so vorgehen, wie wir es beim Achtsamen
Spaziergang beschrieben haben: anfangs spüren, wie sich Arme und Beine bewegen
und wie sich die Muskeln anspannen und entspannen und dann mit der
Aufmerksamkeit zu den Fußsohlen gehen. Und dann schaut man sich das Gefühl an,
das in einem ist. In einem Zustand der Wut spinnt unser Geist oft sehr wilde
Geschichten und steigert sich in diese Wut hinein. Ich habe in solchen
Zuständen schon in Gedanken meinem Chef die Kündigung auf den Tisch gehauen
oder Freundinnen die Freundschaft gekündigt. Wenn es mir gelingt, in solchen
Situationen einen Schritt zurückzutreten und mir diese Geschichten und ihre
Absurdität anzuschauen, dann muss ich oft schon wieder schmunzeln. Gleichzeitig
wird mir aber auch bewusst, wie viel Energie Wut in sich hat.
Um sich noch besser zu erden, kann man auch die Schuhe
ausziehen und barfuß gehen. Besonders schön ist es, wenn man beispielsweise in
einem Park oder Garten ist und tatsächlich Gras unter den Füßen spüren kann,
aber man kann es auch überall anders machen – vielleicht nicht ausgerechnet da,
wo man Glasscherben oder ähnliches auf dem Boden vermuten darf. Aber ich bin
auch schon von der Bushaltestelle barfuß durch mein Wohngebiet nach Hause
gegangen. Selbst zu Hause kann man achtsam gehen, jede Berührung der Fußsohle
mit dem Boden spüren, die Beschaffenheit des Bodens, die Berührungspunkte, den
Druck und die Entlastung, wie anders jeder Schritt ist. Oft werde ich dann beim
Gehen ganz von selbst langsamer. Wenn ich dann fast schon in Zeitlupe gehe, bemerke
ich das Abschweifen meiner Gedanken oft daran, dass ich aus dem Gleichgewicht
gerate. Komme ich mit meinen Gedanken dann zurück, gehe ich wieder ganz
gleichmäßig und rund.
Es gibt unendlich viele Spielarten dieser Art der
Gehmeditation. Was für einen gut funktioniert, ist von Person zu Person
verschieden, aber kann sich auch je nach Situation unterscheiden. Am besten man
probiert es einfach einmal aus.
Ein Beitrag von Katha.
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