Mit dem zweiten Vorsatz ist in der negativen Formulierung in Extremform
Stehlen gemeint. Etwas subtiler heißt nicht-Gegebenes aber tatsächlich
alles, was mir jemand nicht aus freien Stücken gegeben hat. D.h., auch
wenn ich vermute, dass der andere nichts dagegen hätte, wenn ich mir mal
kurz etwas nehme oder weiß, dass der andere es nicht merkt, diese
Sachen nicht zu nehmen. Sich also nicht gerade etwas Kaffee beim
Kollegen, der gerade nicht da ist, aus dem Büro mopsen, weil man
selber keinen hat oder auch - was mir so langsam bei uns im
Buddhistischen Zentrum der Klassiker zu sein scheint - nicht bei der
Arbeit private Sachen auszudrucken.
Aber auch hier gilt wieder, jeder
übt an der Stelle und in der Tiefe, die für ihn passt. Es ist Ihre
freiwillige Entscheidung. Ich achte z.B. seit Jahren darauf, mir nicht
von Studenten, Patienten oder Kollegen schnell mal z.B. einen Kuli zu
nehmen, wenn ich keinen griffbereit habe, sondern vorher zu fragen. Eine
Geste, die für mich auch mit Respekt verbunden ist.
Die positive
Formulierung des Vorsatzes lautet, sich großzügig zu verhalten.
Großzügigkeit gilt als die grundlegende buddhistische Tugend. Wer sich
in Großzügigkeit übt, tut das nicht, um etwas zurück zu bekommen, nicht
für einen guten Ruf, für Dankbarkeit oder eine Gegenleistung. Es ist
einfach nur ein Geben und der Empfänger kann damit tun, was er möchte.
Ob Sie sich wirklich mit den buddhistischen Inhalten beschäftigen und
Ethik und Meditation üben, nachdem ich es Ihnen hier in dieser Gruppe
präsentiere, ist alleine Ihre Entscheidung.
Auf diesem Prinzip beruht
z.B. auch das Buddhistische Zentrum hier in Essen. Jeder gibt so viel er
kann und möchte. Als ich vor 6 Jahren das erste Mal in das
buddhistische Zentrum in Essen kam, wurden mir unter anderem ein
Meditationskurs, Buddhismuskurse und Studiengruppen geboten, es wurde
nichts von mir verlangt. Ich hatte damals wegen eines bösen
Rechtsstreits kaum Geld, daher konnte ich nichts spenden und mir wurde
sogar von einer aus meiner Studiengruppe angeboten, mich monatlich mit
200 Euro zu unterstützen. Andererseits konnte ich später etwas mehr
spenden. Das beruhte aber nur auf dem Wunsch, etwas geben zu wollen, es
wurde nicht erwartet.
Nun hat nicht jeder viel Geld, es gibt aber viele
Möglichkeiten, sich in Großzügigkeit zu üben. Z.B. können Sie dem
anderen Zeit oder Energie geben, also vielleicht den Abwasch machen, für
den anderen da sein, wenn er es braucht. Sie können Ihr Wissen, Ihre
Erfahrung weitergeben, Sie können Furchtlosigkeit geben, also einen Raum
schaffen, in dem andere ohne Angst sein können. Genauso ist es aber
natürlich auch möglich, dem anderen Zeit zu stehlen, und andere Energie
auszubeuten, auszusaugen. das würde wieder unter die Negativformulierung
fallen. Es heißt so schön, "gib was Du kannst und nimm was Du
brauchst".
Auf Free Buddhist Audio gibt es einen Vortrag zum Thema Großzügigkeit von Shantipada.
Ein Beitrag von Christiane.
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