Sonntag, 14. Februar 2016

3. Vorsatz: Aufhören mit sexuellem Fehlverhalten

Der dritte Vorsatz "ich nehme mir vor aufzuhören mit sexuellem Fehlverhalten" hatte auf unserer Facebook-Gruppe schon für etwas Verwirrung gesorgt. Und auch ich fand diesen Vorsatz zunächst etwas befremdlich. Schließlich würde ich niemanden sexuell missbrauchen. Aber auch dieser Vorsatz geht natürlich etwas mehr in die Tiefe und kann in 2 Richtungen betrachtet werden.

Erstens geht es um den Umgang mit Sexualität und Beziehungen, zweitens steht Sex als starker Trieb für Verlangen, für Gier. Beziehungen und Sex gelten generell im Buddhismus nicht als anstößig. Trennungen/Scheidungen werden nicht verurteilt und es gibt keine Verurteilung von sexuellen Neigungen oder diversen Formen von Lebensgemeinschaften. Erlaubt ist alles, wobei niemand zu Schaden kommt. Es liegt auf der Hand, dass Missbrauch, Belästigung und Fremdgehen zu Leid führen.

Es geht aber auch darum, einem Dritten kein Leid zuzufügen, dass ich also nicht mit einem vergebenen Mann eine Affäre starte, denn dadurch würde ich seiner Partnerin Leid zufügen. Beziehungen an sich können leidvoll sein, wenn z.B. ein Partner nicht als Individuum sondern als Objekt gesehen wird (z.B. kann ein Mann nur als "Vater" für das Kind gesehen werden oder eine Frau wird auf ihren Körper reduziert) oder wenn eine Beziehung ungleichgewichtig ist, weil eine persönliche oder soziale Abhängigkeit besteht. Es geht aber auch darum, wie wir Sexualität einsetzen, uns z.B. verführerisch verhalten, um etwas zu bekommen, was der andere eigentlich nicht möchte. Das wäre z.B. ein charmanter Augenaufschlag, damit die Herren die Wasserkisten tragen, oder ein Machoverhalten, damit die Damen die Wäsche waschen.

Zweitens steht die sexuelle Begierde allgemein für Begierde/Verlangen. Es gibt zwei Arten von Verlangen, die auch immer wieder gerne in Meditation auftauchen und uns kräftig ablenken können. Hunger, Wärme oder Freundschaft sind Beispiele für gesunde Verlangen. Sobald sie gestillt sind, ist das Verlangen weg und der Geist kann wieder zur Ruhe kommen. Es gibt aber auch Begehren, die dem eigentlichen Bedürfnis, dessen Befriedigung wir anstreben, entgegenstehen. Z.B. ist bei übermäßigem Essen das Bedürfnis nicht Hunger sondern Trost, Sicherheit oder Liebe. Oder wer sich die ganze Zeit bei Facebook aufhält, hat vielleicht ein starkes Bedürfnis nach Kontakt, Anerkennung und Freundschaft. Dass eine reale Freundschaft schlecht zustande kommen kann, wenn ich die ganze Zeit nur auf den Bildschirm schaue, liegt auf der Hand.

Die zugrundeliegenden Bedürfnisse werden also durch das beispielhafte Essen oder Facebook (andere Beispiele wären das übermäßige Fernsehen, Shoppen oder Computerspielen) nicht befriedigt, wir brauchen immer mehr um unsere innere Leere, die innere Unzufriedenheit zu stillen. Auf diesem Prinzip der vorübergehenden Befriedigung beruht unsere Konsumgesellschaft. Die innere Unzufriedenheit wird aber lediglich überdeckt und nicht langfristig beseitigt.

Der zweite Teil des Vorsatzes zeigt schließlich, wie wir längerfristig glücklich werden können: durch Stille, Schlichtheit und Genügsamkeit. Dazu ist es in einem ersten Schritt wichtig, erstmal zu erkennen, dass Stille etwas angenehmes ist. Erst dann können wir in einem zweiten Schritt eine andere Haltung kultivieren und auf unsere eigentlichen Bedürfnisse reagieren.

Ein Beitrag von Christiane.

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