Der dritte Vorsatz "ich nehme mir vor aufzuhören mit sexuellem
Fehlverhalten" hatte auf unserer Facebook-Gruppe schon für etwas Verwirrung gesorgt. Und
auch ich fand diesen Vorsatz zunächst etwas befremdlich. Schließlich
würde ich niemanden sexuell missbrauchen. Aber auch dieser Vorsatz geht
natürlich etwas mehr in die Tiefe und kann in 2 Richtungen betrachtet
werden.
Erstens geht es um den Umgang mit Sexualität und Beziehungen,
zweitens steht Sex als starker Trieb für Verlangen, für Gier. Beziehungen und Sex gelten generell im Buddhismus nicht als anstößig.
Trennungen/Scheidungen werden nicht verurteilt und es gibt keine
Verurteilung von sexuellen Neigungen oder diversen Formen von
Lebensgemeinschaften. Erlaubt ist alles, wobei niemand zu Schaden kommt.
Es liegt auf der Hand, dass Missbrauch, Belästigung und Fremdgehen zu
Leid führen.
Es geht aber auch darum, einem Dritten kein Leid zuzufügen,
dass ich also nicht mit einem vergebenen Mann eine Affäre starte, denn
dadurch würde ich seiner Partnerin Leid zufügen. Beziehungen an sich
können leidvoll sein, wenn z.B. ein Partner nicht als Individuum sondern
als Objekt gesehen wird (z.B. kann ein Mann nur als "Vater" für das
Kind gesehen werden oder eine Frau wird auf ihren Körper reduziert) oder
wenn eine Beziehung ungleichgewichtig ist, weil eine persönliche oder
soziale Abhängigkeit besteht. Es geht aber auch darum, wie wir
Sexualität einsetzen, uns z.B. verführerisch verhalten, um etwas zu
bekommen, was der andere eigentlich nicht möchte. Das wäre z.B. ein
charmanter Augenaufschlag, damit die Herren die Wasserkisten tragen,
oder ein Machoverhalten, damit die Damen die Wäsche waschen.
Zweitens steht die sexuelle Begierde allgemein für Begierde/Verlangen.
Es gibt zwei Arten von Verlangen, die auch immer wieder gerne in
Meditation auftauchen und uns kräftig ablenken können. Hunger, Wärme
oder Freundschaft sind Beispiele für gesunde Verlangen. Sobald sie
gestillt sind, ist das Verlangen weg und der Geist kann wieder zur Ruhe
kommen. Es gibt aber auch Begehren, die dem eigentlichen Bedürfnis,
dessen Befriedigung wir anstreben, entgegenstehen. Z.B. ist bei
übermäßigem Essen das Bedürfnis nicht Hunger sondern Trost, Sicherheit
oder Liebe. Oder wer sich die ganze Zeit bei Facebook aufhält, hat
vielleicht ein starkes Bedürfnis nach Kontakt, Anerkennung und
Freundschaft. Dass eine reale Freundschaft schlecht zustande kommen
kann, wenn ich die ganze Zeit nur auf den Bildschirm schaue, liegt auf
der Hand.
Die zugrundeliegenden Bedürfnisse werden also durch das
beispielhafte Essen oder Facebook (andere Beispiele wären das übermäßige
Fernsehen, Shoppen oder Computerspielen) nicht befriedigt, wir brauchen
immer mehr um unsere innere Leere, die innere Unzufriedenheit zu
stillen. Auf diesem Prinzip der vorübergehenden Befriedigung beruht
unsere Konsumgesellschaft. Die innere Unzufriedenheit wird aber
lediglich überdeckt und nicht langfristig beseitigt.
Der zweite
Teil des Vorsatzes zeigt schließlich, wie wir längerfristig glücklich
werden können: durch Stille, Schlichtheit und Genügsamkeit. Dazu ist es
in einem ersten Schritt wichtig, erstmal zu erkennen, dass Stille etwas
angenehmes ist. Erst dann können wir in einem zweiten Schritt eine
andere Haltung kultivieren und auf unsere eigentlichen Bedürfnisse
reagieren.
Ein Beitrag von Christiane.
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